Eine kurze Geschichte der langen Vorgeschichte

Sie beginnt vor ca. 2500 Jahren im antiken Griechenland. Bereits damals wurde die Philosophie in persönlichen Lebensfragen wie in Fragen der guten Führung öffentlicher Geschäfte zurate gezogen. Der Athener Philosoph Sokrates ist dafür berühmt, dass er die Menschen der Stadt in Gespräche verwickelte, um sie nach den Gründen ihres Denkens und Handelns zu fragen. Durch seine Gesprächsführung half er ihnen dabei, selbst sehen zu können, in welchem Maße sie sich über ihre Entscheidungen und ihre Lebensführung im Klaren sind oder auch nicht.

Im Mittelalter trat die Philosophie ihre Beratungsaufgabe an die Seelsorge der Theologie ab. Später bildeten sich verschiedene Spezialwissenschaften wie die Psychologie heraus und übernahmen von nun an immer häufiger die Aufgabe der Lebensberatung. Die Philosophie widmete sich in dieser Zeit hauptsächlich den theoretischen Grundlagen von Wissenschaft und Moral.

Seit ca. 200 Jahren beginnt sie jedoch, ihre Aufgabe wieder weit praktischer zu verstehen. Auch was es heißt zu wissen, kann nur aus dem praktischen Prozess der zwischenmenschlichen Kommunikation verstanden werden. Seit gut 30 Jahren entsteht auf dieser Grundlage erneut eine moderne Beratungsform, die das Wissen der Philosophie für die Klärung von institutionellen und persönlichen Prozessen nutzt.

Für unser heutiges Leben genügt es kaum noch, sich an Vorgaben zu orientieren. Wir kommen vielfach nur dann zurecht, wenn wir gelernt haben, unsere Handlungen selbst einzuschätzen und zu verantworten. Dafür gewinnt die Philosophie heute zunehmend praktische Bedeutung. Weil sie die grundsätzlichen Fragen des menschlichen Lebens durch systematisches Nachdenken betrachtet, kann sie den Menschen eine Hilfe an die Hand geben, ihr Leben auf der Grundlage eigener Einsichten zu führen. Einzelnen, Gruppen oder auch ganzen Kulturen dabei zu helfen, sich über sich selbst Klarheit zu verschaffen, darin liegt ihre Aufgabe, nicht aber darin, Spezialwissen zu vermitteln.